„Ein Teil des Ganzen“

Wir, die heilpädagogische Tagesstätte (HPT), betreuen die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen in allen Jahrgangsstufen ab Unterrichtsende bis 16:00 Uhr. In dieser Zeit spielen wir, lachen und weinen gemeinsam und vor allem lernen wir voneinander. Wir möchten Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, in diesem Artikel einen kleinen Einblick in unseren Alltag geben und versuchen hinter die Kulissen zu schauen. Was bewirkt ein Besuch auf dem Spielplatz denn alles außer dem Spaß und das Lachen der Kinder? Ist die gemeinsame Brotzeit nur dazu da, um den Hunger nach einem langen Tag zu stillen oder verbirgt sich dahinter noch mehr?

Gruppenraum
Gruppenraum

Beginnen wir mit dem Ankommen in der HPT-Gruppe:
Dieses „Ankommen“ kann von Gruppe zu Gruppe, von SVE bis Berufsschulschulstufe sehr unterschiedlich sein. Manche Gruppen treffen sich in einem Kreis und besprechen den Tag, andere beginnen gleich mit den Vorbereitungen für das Mittagessen. Was alle Gruppen gemeinsam haben, ist ein festes Begrüßungsritual, welches je nach Altersstufe auf die Kinder und Jugendlichen abgestimmt ist. Dadurch schaffen wir gemeinsam einen sicheren Rahmen, der uns einen ruhigen Start in den HPT-Tag ermöglicht.

Mittagessen
Mittagessen

Spätestens jetzt haben aber alle Hunger und das Mittagessen beginnt:
Das gemeinsame Mittagsessen ist eine sehr passende Situation um den Schultag Revue passieren zu lassen und um den Nachmittag gemeinsam zu planen. Außerdem wird hier ein soziales Miteinander gefördert. Tischregeln müssen erlernt und umgesetzt werden. Der Dienst für die Gruppe, wie bspw. das Tischdecken wird geübt und eine rege Kommunikation von „Kannst du mir bitte das Wasser geben.“ bis hin zu „Ich finde das nicht lecker, wie schmeckt es dir?“ findet statt.

Hausaufgaben
Hausaufgaben

Wenn der Hunger gestillt ist und die Gruppe den Speisesaal oder den Gruppenraum gemeinsam aufgeräumt hat, beginnt der uns allen bekannte Ernst des Lebens „die Hausaufgaben“: Alle Kinder und Jugendlichen die eine Hausaufgabe zu erledigen haben, haben jetzt die Zeit dies zu tun. Alle anderen bekommen kleinere Aufträge wie bspw. Konstruktionsspiele oder Sortierarbeiten. Hier lernen wir gemeinsam uns auf eine Sache zu konzentrieren, auch mal etwas zu erledigen was uns vielleicht gerade nicht allzu großen Spaß macht und wir kommen einen Augenblick zur Ruhe. Nach getaner Arbeit muss eine Belohnung her.

Freispiel
Freispiel

Bei den Kindern beginnt das Freispiel, bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen die freie Interaktionszeit: Endlich dürfen wir alle machen was wir wollen! Oder? Das stimmt nicht ganz. Die Kinder versuchen in eine geeignete Spielsituation zu finden, wollen vielleicht gerne mit anderen Kindern spielen, aber das kann manchmal ganz schön schwierig sein. Durch eine gezielte Förderung des Spiels lernen unsere Kinder in dieser Zeit Kontakte aufzubauen, den ersten Schritt zu machen und es aushalten zu können, wenn der/die Spielpartner*in mal keine „Feuerdrachen-Ninja-Raumschiff-Burg“ bauen möchte. Auch das Beenden eines Spiels ist nicht immer ganz leicht und muss gelernt werden. Die schon älteren Kinder und Jugendlichen haben in dieser Zeit außerdem die Möglichkeit an verschiedensten Bildungsangeboten teilzunehmen. In Männer- und Frauengruppen wird besprochen was das Älterwerden so alles mit sich bringt und in der Lehrküche wird gelernt für sich selbst und für eine ganze Gruppe ein leckeres und nahrhaftes Essen zuzubereiten, was bei verschiedenen Sportaktivitäten wieder abtrainiert werden kann. Das alles sind Möglichkeiten die eigene Interessen- und Identitätsbildung zu fördern und sich durch die Aneignung lebenspraktischer Fähigkeiten auf die Zukunft vorzubereiten.

Brotzeit
Brotzeit

Mittlerweile ist es bereits 15:00 Uhr und die meisten Kinder haben Hunger vom vielen Spielen. In den unteren Jahrgangsstufen beginnt nun die Brotzeit:
In dieser Zeit kommen alle zu Ruhe und die Gruppe reflektiert gemeinsam den fast beendeten Nachmittag. Es können Situationen gemeinsam nachbesprochen werden und vielleicht findet der ein oder andere in einer Reflexionsrunde heraus, dass er oder sie etwas ganz Neues gelernt hat. Auch hier wird wieder gemeinsames Aufräumen geübt und der Blick für den Raum wird geschult. Die zweite Mahlzeit ist beendet und der HPT-Tag ist es auch. Jeder und jede Einzelne bekommt ein kurzes Feedback von der Gruppe über den Nachmittag und gibt eines an die Gruppe ab. Dies schult die Reflexionsfähigkeit und fördert das annehmen und abgeben von konstruktiver Kritik. Jetzt wollen aber wirklich alle nach Hause.

Bus
Bus

Es geht zu den Bussen:
Einige Kinder und Jugendliche kennen die Wege zum Bus sehr genau und wissen auch welcher Bus sie nachhause bringt. Andere üben diese Wege und das Erkennen des passenden Bussymbols mit dem Gruppenpersonal fleißig weiter. Die Fähigkeit sich räumlich zu orientieren und nicht einfach drauf los laufen zu dürfen, können hier optimal erlernt werden. Am Busparkplatz oder schon oben in den Gruppenräumen hat jede Gruppe ihr ganz eigenes Abschiedsritual. Die Kinder singen bspw. ein Lied um dem Tag Tschüss sagen zu können, bei den Jugendlichen kann es ein cooler „Handshake“ sein oder der Ausblick auf Morgen. So können alle Kinder und Jugendlichen den HPT-Tag abschließen und haben einen ritualisierten, Sicherheit gebenden Rahmen um in die Busse einsteigen zu können.

Zusammenfassend lässt sich sagen: wir nehmen jede Situation zum Anlass voneinander und miteinander zu lernen und uns gemeinsam weiter zu entwickeln. Gemeinsam schaffen wir uns eine Tagestruktur, an der wir uns orientieren können und die uns möglichst viele schöne und lehrreiche Momente bringt. Was wir aber nicht vergessen dürfen ist zu erwähnen, dass der Besuch von Schule mit anschließender Tagesstätte einem Acht-Stunden Arbeitstag gleichzusetzen ist. Das bedeutet, wir müssen die Anstrengungen die unsere Kinder und Jugendlichen in der HPT am Ende des Tages verspüren können immer im Hinterkopf behalten und mit in unsere Planungen und Ideen einfließen lassen.